Ausgabe Januar | Februar 2022

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AUSZUG AUS DEM INHALT:

TITELTHEMA
Automatisierte Fensterlüftung: Möglichkeiten und Potenziale in Schulen
Um Möglichkeiten und Potenziale der Schullüftung mit automatisierter Fensterlüftung im Hinblick auf die Minimierung krankheitserregender Viren, wie z. B. SARS-CoV-2, zu untersuchen, hat der Verband Fensterautomation und Entrauchung e. V. (VFE) eine Stellungnahme beim Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden Forschung und Anwendung GmbH (ITG) in Auftrag gegeben. Das Ergebnis unterstreicht die Vorteile
kontrollierter natürlicher Lüftung (KNL) mit automatisch gesteuerten Fenstern auch beim Luftwechsel in Schulklassenräumen.

REALISIERTE OBJEKTE
SQUARE, Mannheim, Teil 1: Steilvorlage für grünes Wohnen
Auf dem einstigen US-Militärgelände Benjamin Franklin in Mannheim läuft ein Modellprojekt für klima- und energieoptimiertes Wohnen sowie Mobilität. Zwei Bestandsgebäude sind mit allem ausgerüstet, was die Technik zum Sparen von Energie und CO2 zu bieten hat. Möglich machte das u. a. das Förderprogramm „Klimaschutz mit System“. Bei der Antragstellung wurde die Stadt Mannheim von der KEA Klimaschutz und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) unterstützt.

SQUARE, Mannheim, Teil 2: Energiekonzepte im Vergleich
Das Projekt SQUARE realisiert integrierte Lösungen zur CO2-Minderung auf Quartiersebene im Zusammenhang mit der Sanierung und dem Neubau großer Wohngebäude in Mannheim. Ziel des Mannheimer Forschungsvorhabens ist es, zwei äußerlich identische Bestandsgebäude, die mit unterschiedlichen Energiekonzepten nach unterschiedlichen Energiestandards saniert wurden, in puncto Einsparpotenziale zu vergleichen.

ENERGIEBERATUNG
Adaptive Solarfassade: Sonnennutz- und Sonnenschutzkonzept in einem
Die Professur Architektur und Gebäudesysteme der ETH Zürich hat eine adaptive Solarfassade entwickelt, die Strom produziert und darüber hinaus Lichteinfall, Wärmebildung sowie Beschattung reguliert. Das Projekt kombiniert aktuelle Entwicklungen aus Architektur, Energietechnik, Robotik und Künstlicher Intelligenz. Den zweiten Prototyp dieser flexiblen und lernfähigen Fassade testen die Entwickler derzeit im Forschungsgebäude NEST der Empa in Dübendorf.

GEBÄUDEHÜLLE
Große Fensterelemente: Schadenfreie Montage
Bauherren und Architekten wünschen sich möglichst große Glas- und Fensterflächen in Objekt- und Wohnbauten, nicht zuletzt, um Balkon- und Gartenflächen zum „Teil des Wohnraums“ werden zu lassen. Fenstersysteme und -beschläge werden auf immer größere Maximalgrößen weiterentwickelt. Folgender Beitrag behandelt einige Besonderheiten, die bei der Montage von Großflächenelementen zu beachten sind.

ANLAGENTECHNIK
Elektromobilität im Wohnbau: Sinnvoll für die Zukunft planen
Die Elektrifizierung der Fahrzeugantriebe ist ein großer Trend, der immer weiter zunimmt und den Markt erobert. Damit steigt auch der Bedarf an Ladeinfrastruktur im öffentlichen Bereich, in Unternehmen sowie im Gewerbe- und Wohnungsbau stark an. Sowohl bei Nichtwohngebäuden als auch bei Wohngebäuden wird die Ladeinfrastruktur zukünftig daher ein wichtiges Auswahl- und Verkaufskriterium sein.

SONDERTEIL SOZIALER WOHNUNGSBAU
Qualitativ, effizient, nachhaltig: Bezahlbarer Wohnraum zukunftsfähig aus Holz
Ein Mehrfamilienhaus in Hessen ist ein Musterbeispiel für nachhaltigen, energieeffizienten und bezahlbaren Wohnungsbau. Und zeigt dabei, dass Ökonomie und Ökologie im Bauwesen durchaus vereinbar sind. Das Gebäude verfügt über rund 465 m² Wohnfläche, sechs Wohnungen zwischen 48 und 70 m² sowie einen 40 m² großen Gemeinschaftsraum im Keller.

Im Gespräch mit Felix Pakleppa (ZDB): „Finanzhilfen des Bundes sind ein Anfang“
„Zu wenig Wohnraum“ rufen die einen, „zu viel Leerstand“ die anderen – der soziale Wohnungsbau erhitzt die Gemüter. Nun scheint durch die beschlossene Förderung wieder neuer Schwung in das Thema zu kommen. Allein im Jahr 2022 stellt der Bund eine Milliarde Euro für den klimagerechten sozialen Wohnungsbau bereit. Damit sollen „energetisch hochwertige Sozialwohnungen neu gebaut oder bestehende Sozialwohnungen energetisch saniert werden“. Doch trifft die Förderung die richtigen Stellen? Und reicht sie überhaupt aus, um den Bedarf zu decken? GEG Baupraxis hat mit Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), über das kontrovers diskutierte Thema gesprochen.

Fehlender und zu wenig bezahlbarer Wohnraum

Das ist nicht etwa eine Schlagzeile aus der Nachkriegszeit oder aus dem Ausland. Nein, wir schreiben das Jahr 2022 und befinden uns in Deutschland. In dem Land, das für Wachstum und Wohlstand steht, zumindest, so lange ich denken kann und auch noch einige Zeit davor. Aber Wohlstand – was ist das eigentlich? Etwa ein sicheres, solides Einkommen zu haben? Sich über die private finanzielle Lage keine Sorgen machen zu müssen? Ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben? Keine Angst vor der Zukunft zu haben? Oder ist das schon längst Standard und es geht eher darum, das neueste iPhone zu besitzen? Oder mehrere Autos samt Wohnmobil in der Garage zu haben? Sie sehen: Wohlstand ist ein dehnbarer, schwer greifbarer Begriff und jeder definiert ihn vermutlich anders. Ich verbinde Wohlstand mit einem erhöhten Lebensstandard, vor allem in materieller Hinsicht. Genügend Platz zum Wohnen, warme Räumlichkeiten, das tägliche Essen und Trinken – darüber musste ich mir erfreulicherweise noch nie Gedanken machen. Sicher, in der Kindheit war es ein älteres Bauernhaus mit Einzelofen, heute ein Passivhaus mit Lüftungsanlage. Damals wie heute kann man das aber als Wohlstand bezeichnen. Tatsächlich wären viele Menschen auch im Hier und Jetzt froh, wenn sie meinen damaligen Wohnstandard hätten. In Deutschland lag laut www.destatis.de im Jahr 2020 die Überbelegungsquote bei 10,3 Prozent, das heißt, knapp 8,5 Mio. Menschen hatten zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl zur Verfügung. Wie kann das sein, wenn schon vor genau 500 Jahren Jakob Fugger dieses Problem erkannt hatte und die heute älteste Sozialbausiedlung der Welt, die Fuggerei (die im Übrigen heute noch bewohnt wird), gestiftet hat? Die Kluft zwischen arm und reich ist also kein neues, sondern ein immer noch schier unlösbares Problem. Ein Lösungsweg führt unweigerlich über den sozialen Wohnungsbau, dem leider nach wie vor ein negativer Touch anhaftet. Nicht zuletzt wegen architektonisch fragwürdiger Plattenbausiedlungen aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Dabei gibt es in den letzten Jahren ganz ausgezeichnete Beispiele für den Sozialwohnungsbau, die zeigen, wie kostengünstiges Wohnen im Einklang mit Architektur, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit funktionieren kann. Dieses Jahr stellt der Bund eine Milliarde Euro für den klimagerechten sozialen Wohnungsbau bereit und die neue Regierung hat bereits angekündigt, sich dem Wohnungsproblem intensiver und erfolgreicher zu widmen, als ihre Vorgänger. Ich denke, Sie sind genauso gespannt wie ich, ob und in welcher Form das Ganze umgesetzt wird.

Eine Sache muss ich noch loswerden: Wohlstand hat nichts mit Zufriedenheit zu tun, denn paradoxerweise muss ich oft feststellen, dass alte Menschen zufriedener sind, als Menschen aus meiner Generation, obwohl sie wesentlich weniger besessen haben als wir heute. Vielmehr ist es doch so, dass wir den Wohlstand leben, den unsere Eltern und Großeltern uns aufgebaut haben. Dessen sollten wir uns bewusst sein.

Wir wünschen Ihnen daher ein zufriedenes Jahr 2022!

Ihr GEG Baupraxis-Team