Ausgabe Juli | August 2021

AUSZUG AUS DEM INHALT:

TITELTHEMA
RWTH Aachen – Hotspot für Raumzellenbau
Raumzellenhersteller, Brandschutzexperten und RWTH-Wissenschaftler arbeiten gemeinsam im Center Building and Infrastructure Engineering an aktuellen Raumzellenbau-Anforderungen wie Brandschutz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Modulbau – Projekte

REALISIERTE OBJEKTE
ESO Supernova Planetarium & Besucherzentrum, Garching – Pforte zum Universum
Nach rund zweieinhalbjähriger Bauzeit ist im April 2018 das astronomische Erlebniszentrum „ESO Supernova Planetarium & Besucherzentrum“ eröffnet worden. Das futuristische Gebäude nach einem Entwurf von Bernhardt + Partner Architekten vermittelt die faszinierenden Welten von Astronomie und Astrophysik. Die anspruchsvoll geplante Bildungseinrichtung befindet sich direkt neben dem Hauptquartier der Europäischen Südsternwarte ESO im Hochschul- und Forschungszentrum Garching.

Stadthotel Haslach – Nachhaltiger Nachbau
Von außen sieht das Stadthotel Haslach aus wie ein aufwendig sanierter Altbau, von innen hat es mit dem einstigen Bayerischen Hof nichts mehr gemein. Klimatisiert wird der Neubau, der formal als Kopie seines Vorgängers konzipiert wurde, mithilfe eines Hybrid-Systems zum simultanen Heizen und Kühlen, gelüftet mithilfe einer kontrollierten, CO2-gesteuerten Fensterlüftung.

ENERGIEBERATUNG
Lüftung – Neues Bewusstsein durch die Pandemie – Mit Simulation zum gesunden Gebäude
Mithilfe von Simulationen lässt sich im Neubau bereits am digitalen Zwilling feststellen, ob das Gebäude raumlufttechnisch gesund und behaglich erstellt werden wird. Aber auch im Bestand lässt sich mit derartigen Methoden eine signifikante Optimierung herbeiführen.

Dekarbonisierung von Immobilienportfolios – Klimaneutralität: Wirtschaftlich und sozialverträglich
Nachhaltige Städte brauchen nachhaltige Gebäude. Bei Wohnimmobilien ist es essenziell, neben ökologischen Aspekten auch Sozialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit klimaschutzbezogener Maßnahmen sicherzustellen. Einerseits muss Wohnraum bezahlbar bleiben, andererseits müssen sich Investitionen für Eigentümer rechnen. Um alles unter einen Hut zu bringen und ein Gesamtoptimum in den relevanten Dimensionen zu bestimmen, hat das Familienheim Heidelberg mit der Beratungsgesellschaft Eco2nomy seinen Gebäudebestand analysiert und die Klimaschutzroadmap zur Dekarbonisierung des gesamten Gebäudebestands entwickelt.

GEBÄUDEHÜLLE
Bodenungebundene vertikale Begrünungssysteme – Bewässerung IoT-basiert regeln
Mehr Starkregenereignisse, erhöhte Temperaturen, schlechte Luftqualität – die zunehmende Urbanisierung birgt vielfältige Herausforderungen: Eng bebaute Städte und damit einhergehend schwindende natürliche Flächen für die Wasserverdunstung, wie Gewässer und Grünbereiche, sorgen dafür, dass sich die Umweltbedingungen in urbanen Räumen verschlechtern. Gebäudebezogene Begrünung könnte Abhilfe schaffen. Doch wie lassen sich entsprechende Systeme automatisiert bewirtschaften?

ANLAGENTECHNIK
Innovative Anlagentechnik für Kältebereitstellung – Klimakälte aus Holz
Die Sommer in Deutschland werden immer wärmer, der Wunsch nach Komfort immer größer und die Nachfrage nach Klimakälte und IKT-Kühlung steigt dementsprechend an. Zugleich wird auch der Stromhunger immer größer: Photovoltaik und Windkraft sollen fossile Energieträger mittelfristig weitgehend verdrängen. Der Ausbau erneuerbarer Stromerzeuger geht zügig voran, aber der Bedarf durch Wärme, Elektromobilität und Digitalisierung wachsen schneller. Angewandte Forschung, wie sie am Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) Bayern stattfindet, trägt dazu bei, Technologien für ein klimafreundliches Zeitalter bereitzustellen.

RECHTLICHES
Bundesförderung für effiziente Gebäude – Zweite Stufe ist in Kraft
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) führt die Förderung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien unter einem Dach zusammen. Sie ersetzt damit vier frühere BAFA- und Kfw-Förderprogramme mit insgesamt zehn Teilprogrammen1) durch eines mit drei Teilprogrammen. Die erste Stufe der neuen Förderung trat im Januar 2021 in Kraft, die zweite Anfang Juli.

Da waren’s nur noch 24…

… Jahre bis zur Klimaneutralität. Oder nur noch neun, bis im Gebäudebereich die CO2-Emissionen halbiert sein müssen. „Das“ – um es in den Worten von Univ.-Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch zu sagen – „muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!“ Der Gründer und CEO der EGS-Plan Ingenieurgesellschaft Stuttgart und Mitgründer der Green Hydrogen GmbH, Esslingen, hat viele Jahre lang das Institut für Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig geleitet und nun gemeinsam mit der Stadt Esslingen und vielen anderen Partnern das vom Bund geförderte Pioniervorhaben „Klimaquartier Neue Weststadt Esslingen“ realisiert1). Anlässlich der offiziellen Eröffnungsfeier für dieses neue Stadtquartier sprach Fisch auch über die Änderung des Klimaschutzgesetzes, das Ende Juni Bundestag und Bundesrat passiert hat. Die Novelle ist eine Reaktion auf das „Klima-Urteil“, das das Bundesverfassungsgericht Ende April fällte und das den Staat verpflichtet, aktiv vorzubeugen, sodass es in Zukunft nicht zu unverhältnismäßigen Einschränkungen der Freiheitsgrundrechte nachfolgender Generationen kommt. Nun hat die Regierung die Klimaziele, die der Gebäudebereich im Jahr 2020 ohnehin verfehlt hatte, verschärft.

Die Reaktionen auf das erlassene Gesetz sind sehr geteilt. Viele sind der Meinung, im Moment mangele es nicht an Zielen, aber an Maßnahmen. Konkrete Maßnahmen, die bereits vor Jahren viel beherzter hätten ergriffen werden sollen? Passiert ist in der Vergangenheit nicht genug – räumt Noch-Kanzlerin Angela Merkel am 23. Juni im Bundestag ein: „Wenn ich mir die Situation anschaue, kann kein Mensch sagen, dass wir genug getan haben. Ist doch vollkommen klar.“ Wenn das nun „vollkommen klar ist“, warum haben wir dann nicht mehr getan? Aber Schuldzuweisungen helfen nicht weiter, denn Wasser, das schon vorbeigeflossen ist, treibt die Mühle nicht mehr an. Wollen wir hoffen, dass die politischen Reden, die wir in den kommenden Wochen noch zu hören bekommen, nicht nur die Wahlkampfmühle antreiben, sondern echte Fortschritte bringen. Das Ziel der Klimaneutralität verlangt einen drastischen weiteren Ausbau der „Erneuerbaren“ und vor allem grüner Strom ist vonnöten. Laut Prof. Claudia Kemfert, Energie-Ökonomin und u. a. Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, brauchen wir eine Versechsfachung des bisherigen Ausbautempos bei der Solar- und eine Vervierfachung des bisherigen Ausbautempos bei der Windenergie. Von der Bevölkerung, die wir noch flächendeckend mit an Bord bekommen müssen, ganz zu schweigen…

Es gibt viel zu tun, liebe Leserinnen und Leser. Packen wir’s an! Viel Erfolg bei Ihren Projekten wünscht Ihnen
Ihr GEG-Baupraxis-Team!