Ausgabe September | Oktober 2017

AUSZUG AUS DEM INHALT:

TITELTHEMA
Nichtwohngebäude − energieeffizient Heizen und Kühlen – Luftdurchlässigkeit von Grobspannplatten
Die Begrenzung der Lüftungswärmeverluste wird über die Luftdichtheit der Gebäudehülle mithilfe einer umlaufenden, luftdichten Ebene realisiert, insbesondere bei Niedrigstenergie- und Passivhäusern. Aufgrund der in diesem Bereich weit verbreiteten Holzbauweise werden häufig auch Grobspanplatten (OSB-Platten) verwendet. Bei der Projektierung dieser Gebäudetypen stellen OSB-Platten („Oriented Strand Board“) die Luftdichtheitsebene dar, da sie als ausreichend luftdicht angesehen werden. Luftdichtheitsmessungen in diesen Gebäuden aus den vergangenen Jahren zeigen jedoch vermehrt unzureichende Ergebnisse, die auf die Luftdurchlässigkeit der OSB-Platten zurückzuführen sind.

REALISIERTE OBJEKTE
Innovativ, wirtschaftlich und langfristig unabhängig – Vorteil Erdwärme
Das 1739 errichtete Hotel Mondschein in Stuben im Vorarlberg wurde 2014 umfassend energetisch saniert. Die Grundfläche wurde von rund 3.000 m² auf knapp 4.000 m² erweitert. Das größte Highlight ist aber die Reduzierung des Energiebedarfs von rund 30.000 l Öl auf etwa 10.000 l jährlich. Inzwischen erhielt das Bauvorhaben viele renommierte Auszeichnungen: das Österreichische Umweltzeichen, das Europäischen Umweltzeichen und für die Nachhaltigkeit im Klima- und Umweltschutz die Auszeichnung klima:aktiv Gold.

ENERGIEBERATUNG
Hinterlüftete Fassaden – Dämmanforderungen nach MLTB
Die hinterlüftete Fassade als zweischalige Außenwandkonstruktion bietet ein hohes Maß an Individualität, doch bei der Planung, Bemessung und Konstruktion sind neben der EnEV die Musterbauordnung (MBO), die jeweiligen Landesbauordnungen (LBO) und auch die technischen Regelungen der aktuellen Muster-Liste der Technischen Baubestimmungen (MLTB) zu berücksichtigen. Diese regeln die notwendigen besonderen brandschutztechnischen Vorkehrungen bei Konstruktionen, die über Brandwände hinweggeführt werden sollen oder deren Hohl- oder Lufträume geschossübergreifend ausgeführt werden sollen.

Auswahl der richtigen Schrauben für Fassadenkonstruktionen im Holzbau – Hinterlüftete Fassaden mit sicherer Verschraubung
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) ermöglichen große gestalterische Freiheiten. Zudem bieten sie bauliche Vorteile bei Maßnahmen zum Brand- und Schallschutz und vor allem bei der Wärmedämmung. Mit einer überlegten Schraubenauswahl lassen sich solche Konstruktionen mit deutlich weniger Befestigungspunkten und folglich Einsparungen bei Material und Arbeitszeit realisieren.

Thermografie mit Drohnen – Luftaufnahmen mit der Wärmebildkamera
Thermografie ist in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Thema in Industrie und Bausektor geworden. Eine neue Entwicklung stellen dabei thermografische Untersuchungen aus der Luft dar. Mittels einer Drohne können Infrarotkameras insbesondere bei Inspektionen von Photovoltaik-Anlagen wertvolle Dienste leisten.

Energiemanagement über gesamten Gebäudelebenszyklus – Energieverbrauch optimieren
Energiekosten von Gebäuden haben mit 30 % einen erheblichen Anteil an den Nutzungskosten. Deshalb ist es wichtig, bereits bei der Planung von Neubauten die Weichen für die spätere Energiebilanz zu stellen. Doch auch im Bestand kann nachgebessert werden. Eine neue Möglichkeit bietet bspw. die Fernüberwachung.

GEBÄUDEHÜLLE
WDVS-Dübel – Weg von der Wärmebrücke
Wärmebrücken von WDVS Dübeln sind bei der Auslegung von Fassaden zu berücksichtigen. Die Regelungen hierzu wurden vom DIBt angepasst. Von besonderem Vorteil sind Dübel, die mit χ = 0,000 W/K als wärmebrückenfrei klassifiziert sind, denn sie haben keinen Einfluss auf die energetische Bilanz des Wärmedämmverbundsystems. So entsteht kein zusätzlicher Aufwand für den Planer und die Baukosten bleiben niedrig. Wärmebrückenfreie Dübel bieten außerdem hohe Sicherheit, dass keine „Dübeltellerabzeichnungen“ entstehen.

Wärmebrücken – Die Planung ist das A und O
Grundsätzlich gilt, die Gebäudehülle homogen, also mit gleichmäßiger Wärmedämmwirkung auszubilden. Denn alle Anschlusspunkte der verschiedenen Bauteile, insbesondere bei unterschiedlicher Materialauswahl und/oder Stärken stellen ebenso wie Durchdringungen der Dämmebene Schwachpunkte dar. Deswegen ist es umso wichtiger, diesen Schwachpunkten in der Planung besonderes Augenmerk zu schenken.

ANLAGENTECHNIK
Fossile Wärmeerzeuger – Gas-Brennwertkessel – wann ergibt die Technik Sinn?
„Wann ergibt die Technik Sinn?“ – Überall, wo Erdgas verfügbar ist, jetzt und in Zukunft. Etwa jeder zweite Haushalt heizt mit Gas. Von den eingesetzten Wärmeerzeugern sind derzeit aber nur ein Drittel Brennwertanlagen.

RECHTLICHES
Abdichtung eines WDVS gegen Feuchtigkeit geschuldet? – Welche Bedeutung hat die Baubeschreibung?
Die Baubeschreibung ist oftmals Gegenstand langwieriger juristischer Auseinandersetzungen. Dabei geht es immer um die Frage: Welche Art der Ausführung ist mit welcher Formulierung in der Baubeschreibung gemeint?

Streit am Bau – „Vor Gericht bekommst du nicht Recht, sondern ein Urteil“
Ein Satz, der zu ergänzen wäre mit: … und das nach jahrelangen Querelen! Am besten wäre es deshalb, es gar nicht zu einem Gerichtsverfahren kommen zu lassen. Neben Zeit- und Kostenaufwand kommen dann weitere Personen hinzu, nämlich Richter und neue Gutachter.

„In ein paar Jahren kannst du günstig Häuser kaufen!“

Unbestritten surfen wir seit einiger Zeit auf einer hohen Baukonjunkturwelle. Neben dem Wohnraummangel, unterschiedlichen Förderprogrammen und einer derzeit recht gesunden Wirtschaftslage sind es auch die niedrigen Zinsen, die zum Bauen animieren. Sicher, der Zeitpunkt ist gerade günstig, um in Eigentum zu investieren, zumal sich die Attraktivitätskurve für Anlagen auf der Bank bereits in einem satten Minus befindet. Irgendwie beschleicht mich aber das Gefühl, dass die ganze Situation langsam in einen Gruppenzwang ausartet. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin froh, dass die Auftragsbücher voll sind. Aber manchmal muss ich schon stutzen, was dort in den Baugebieten so passiert: Da werden innerhalb von acht Monaten einzugsfertige Häuser hochgezogen (kein Problem, denn sämtliche freiwilligen Helfer vom Bekannten bis zum Großcousin unterstützen den Bau mit ihrem „Können“). Anschließend werden die Außenanlagen samt Garageneinfahrt fertiggestellt, und ruck, zuck ist das Einfamilienhaus samt Garten Realität – und das im Alter von gerade mal 25 Jahren. Respekt, oder? „Ich verstehe nicht, was da gerade passiert“, sagte ein Bekannter (Mitte 50) kürzlich zu mir, als wir über den Bau im Allgemeinen ins Gespräch kommen. „Das ist nicht mehr normal, wie schnell und in welchen Dimensionen heute gebaut wird. Das Ganze muss ja auch bezahlt werden. Ich habe ein paar Jahre gebaut und hatte sogar dann noch einige Zeit kein richtiges Badezimmer, weil ich es mir einfach noch nicht leisten konnte. Jetzt war es aber zu den Zeiten, als ich gebaut habe, noch wesentlich günstiger und nicht annähernd so komplex. Heute ist es schon normal geworden, 400.000 Euro oder mehr Kredit aufzunehmen. Da zahlst du mit über 70 noch ab. Vorausgesetzt, es kommt keine Kündigung oder Krankheit dazwischen. Sowas kann doch nicht gut gehen. Du wirst sehen, in ein paar Jahren kannst du günstig Häuser kaufen! Der Markt wird voll davon sein, wollen wir wetten?“

Ob er Recht hatte mit seiner Prophezeiung und ich damit den Kasten Bier verloren habe, berichte ich Ihnen im Jahr 2027!

Eine weiterhin gute Auftragslage wünscht

Kathrin Hefele
Chefredaktion „EnEV Baupraxis“
Dipl.-Ing. (FH), Architektur, Energieberaterin (TUD)